Erleben Sie die ganz einzigartigen Häuser mit dickem Tangdach, die es nur auf Läsö gibt

Läsös einmalige Tanghäuser sind ein außergewöhnliches Bild. Von den 19 verbleibenden Tanghäusern auf der Insel stehen elf aufgrund ihrer bewahrungswürdigen Architektur und Kulturgeschichte unter Denkmalschutz. Die Tangdächer sind an einigen Orten mehrere Meter dick und reichen beinahe bis zum Boden hinunter. Und als eine zusätzliche Qualität haben sie eine Haltbarkeit von weit über hundert Jahre. Die einmaligen Tanghäuser bezeugen Läsös Vergangenheit als eine isolierte Insel ohne Holz und Stroh als Baumaterial. Die Tanghäuser haben einen internationalen Preis für ihre Bewahrungswürdigkeit erhalten.

Geschichte des Tangdachs

Läsö-Haus Hedvis Hus mit Tangdach

Als das Salzsieden im Mittelalter sein höchstes Niveau erreicht hatte, wurden alle Bäume auf Läsö zur Feuerung verwendet. Daher mussten die Läsö-Bewohner für den Hausbau andere Materialien finden. Sie benutzten häufig Hölzer von gestrandeten Schiffen für die Häuser, aber die Dächer waren ein Problem, da es auf Läsö auch kein Stroh gab. Von Tang oder besser gesagt Seegras gab es im Meer jedoch jede Menge, und mit dem getrockneten Seegras erfanden die Frauen auf Läsö eine Tangbehandlungsmethode, die auch heute noch vollkommen einzigartig ist. Es waren in den meisten Fällen die Frauen, die die Dächer bauten, da ihre Männer auf dem Meer waren. Die Frauen lernten auch, dass Tang gut als Isolierung dient, weswegen die Dächer oftmals ganz bis an die Fenster oder an den Fenstern vorbeigeführt wurden.

Tangbehandlungsmethode

Hübsches Tangdach auf dem Haus Trollebo

Die von den Läsö-Frauen erfundene Tangbehandlungsmethode besteht darin, dass der Tang zu langen, strammen Bündeln gewrungen und ganz unten auf dem Dach angebracht wird. Darüber wird dann eine Schicht von lockererem Tang gelegt. Nach einer Weile fällt der Tang in sich zusammen und ist dann mit Torf zu bedecken. Die beiden Materialien wachsen gut zusammen und isolieren danach das Haus optimal.

Seegras

Seegras isoliert nicht nur, sondern ist auch feuerhemmend und CO2-neutral. Dächer aus Seegras können nicht verfaulen und haben daher eine Lebenszeit von mehreren Hundert Jahren. Im Mittelalter war Seegras außerdem ein kostenloses Material, das nur aus dem Meer geholt werden musste. Leider wurde das Seegras aber in den 1930’er Jahren von einer Pilzkrankheit befallen, die das Gras unbrauchbar machte. Somit verschwand Läsös Dachmaterial. Der Tang ist nun wieder da, jedoch nur in kleinen Mengen, und der Bau eines Tangdachs erfordert sehr große Mengen von Seegras – mehrere Hundert Wagenladungen. Heutzutage ist es somit sehr teuer, Tangdächer zu errichten und zu reparieren, da der Tang importiert werden muss. Ein Tangdach kostet etwa viermal so viel wie ein Strohdach.

Verein Læsø Tangbank

Ein dickes Tangdach, das beinahe bis zum Boden reicht

Um die einzigartigen Tanghöfe auf Läsö – das Wahrzeichen der Insel – zu bewahren, wurde im Jahr 2007 der Verein Læsø Tangbank gestiftet. Der Verein arbeitet daran, die Baukultur mit Seegras wiederaufzubauen, und wird u.a. von der dänischen Kulturstyrelsen (Kulturverwaltung) sowie Landwirten von Bogø und Møn gefördert, welche den Tang für die Dächer auf Läsö sammeln, trocknen und pressen. Laut dem Verein sind die Tangdächer bewahrungswürdig, da das Material und die Bautechnik für Läsö einzigartig sind.

Kulturhistorischer Preis

Der große Einsatz der Læsø Tangbank, um die letzten Tangdächer auf Läsö zu sichern und zu bewahren, fruchteten im Jahr 2012, als der Verein mit einem internationalen kulturhistorischen Preis ausgezeichnet wurde: THE 2012 EUROPEAN PRICE FOR CULTURAL HERITAGE – EUROPA NOSTRA. Mit dem Preis glaubt die Læsø Tangbank nun daran, dass für die verbleibenden sowie zukünftigen Tangdächer auf Läsö Hoffnung besteht. Ziel ist es nun, den Aufbau von Tangdächern mit lokalem und importiertem Seegras zu ermöglichen und somit Läsös einzigartiges Wahrzeichen zu bewahren.